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KU-Seminar mit Olaf Krey am 21. und 22. Oktober 2023 in Jena
von Steve Mirke
Normalerweise lasse ich An- und Abfahrt in meinen Betrachtungen immer unerwähnt, dieses Mal war die Reise aber etwas anders als gewöhnlich. Als ich nach Gärtringen zog, hatte ich kein eigenes Auto und nutzte für Fahrten in die Heimat immer Mitfahrgelegenheiten. Nach dem Studium kam das eigene Auto und ich fuhr immer selbst. Bei diesem Seminar ergab es sich jedoch, dass ich allein nach Jena fahren musste. Aufgrund immer weniger Lust stundenlang allein von A nach B zu fahren, entschied ich mich nach wahrscheinlich über 10 Jahren mal wieder die Angebote an Mitfahrgelegenheiten zu durchstöbern. Gesucht, gefunden, gebucht. Und so saß ich auf dem Beifahrersitz eines netten Familienvaters im VW-Bus, auf der Rückbank ein Mitfahrer chinesischer Herkunft und nach 3min stand fest, wir können die Fahrt nutzen um unser Englisch zu üben. Auch nicht schlecht 😊. Nun bin ich Freitagabend in Jena angekommen, habe eingecheckt und habe ein wenig Jena erkundet. Ein toller Einstieg ins Wochenende!
Am Samstagmorgen stand ich nun in der Halle und staunte nicht schlecht. Ich hatte schon einige Zeit nicht mehr so viele KU-Übende aus Deutschland auf einem Seminar gesehen. Seht selbst:
Dabei fehlen hier sogar einige bekannte Gesichter, da zeitgleich zum Seminar in Jena das Gasshuku auf Okinawa stattfand, was ich seit Tagen intensiv über einige Whatsapp-Status und Chats verfolgte.
Das Training am Samstag begann Olaf mit einer üblichen Erwärmung aus dem KU: Eine Person sitzt auf dem Boden mit ausgestreckten Beinen und zur Seite angehobenen Armen. Die zweite Person springt möglichst ohne Unterbrechungen im Eck über die ausgestreckten Hindernisse. Als Olaf die Übung vorzeigte, landete er beim gefühlten 3.Sprung etwas merkwürdig. Das sah nicht gut aus. Und der Eindruck bestätigte sich. Eisspray, Dehnungen, Ausruhen, Verband, es half alles nichts, ab diesem Zeitpunkt musste Olaf das Seminar humpelnd anleiten. In der Qualität des Seminars spürte man diese Einschränkung nicht, Olaf meisterte die Herausforderung natürlich. Ein Update vom 1.11.23: Zumindest muss nichts operiert werden.
Thema des Seminars war der Muchimidi Drill. Diesen findet ihr hier:
Wer Probleme mit einem bestimmten Tegumi im Vergleich zu Kaishu waza hat, vergesst diese Form am besten gleich wieder 😊. Wir nutzten schließlich den Samstag vor allem für diesen Drill und übten dazu – wie üblich – einige Takedowns und Würfe. Olaf sprach während des Seminars darüber, dass wir im KU immer wieder „Referenzmodelle“ üben, gemeint sind quasi wiederkehrende (Standard-)Positionen, die zahlreiche Optionen für Aus- und Übergänge bieten. Hier ein Beispiel:
Auch sprach Olaf darüber, dass die Mehrzahl der Übenden oftmals eine „Schablone“ brauchen, um eine Idee zu haben bzw. zu bekommen, was und wie sie eine Technik üben könnten. Das Bedürfnis verspüre ich auch sehr oft, insbesondere wenn ich längere Zeit nicht mit fortgeschritteneren Karateka als ich geübt habe. Am Sonntag beschäftigten wir uns, nach einer intensiven Erwärmung in 3er Gruppen und Würfen, mit ein paar Abwandlungen zu Tegumi.
Ebenso angenehm wie die Hinfahrt, war am Sonntag die Rückfahrt. Wobei, eigentlich war die Rückfahrt sogar ein wenig philosophisch. Ich saß wieder in einem „Minibus“ nur diesmal nicht von VW (heißt das wirklich „Minibus“? 😊). Wir sprachen darüber, dass wir Menschen auch im erwachsenen Alter Kinder bleiben, über den Wunsch nach Sicherheit und Routine, aber auch Freiheit und Flexibilität, darüber das das Leben „Dinge bereithält“, die man oft erst im Nachhinein versteht und auch darüber, dass wir Menschen dazu neigen immer wieder die äußere Ordnung neu sortieren zu wollen, während die innere Ordnung vielleicht ebenso, oder wichtiger ist? Ui. Man könnte meinen es war ein Hippie Bus 😊. Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung mal wieder eine Mitfahrgelegenheit genutzt zu haben. Mal schauen wann sich die Gelegenheit wieder bietet.
Zum Ende dieser Betrachtung gehe ich noch auf etwas sehr Trauriges ein. Leider erreichte uns am Samstagabend in Jena eine schockierende Nachricht. Unser langjähriger Weggefährte Robert aus der Gegend um Hannover ist im Alter von nur 54 Jahren unerwartet verstorben. Im Gedanken an seine Familie, möchte ich mein aufrichtiges Beileid aussprechen!
Um diesen Text nicht mit dieser schlimmen Nachricht abrupt zu beenden, habe ich mich an dieser Stelle für ein paar Eindrücke aus Jena entschieden. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich nächstes Mal begleitet.